Die Geschichte des Schrebergartens

05.09.2023

Ein Gartenhaus mit Terrasse โ€“ Gesundkur im Garten

Der Schrebergarten ist heute aus deutschen Stรคdten nicht mehr wegzudenken. Rund eine Million Kleingรคrten gibt es in Deutschland, die meisten davon sind Schrebergรคrten, und etwa fรผnf Millionen Menschen halten sich hier regelmรครŸig auf. Doch woher kommt der Name und wie hat sich das Konzept der kleinen Gรคrten entwickelt? Bei uns lesen Sie die Geschichte der Schrebergรคrten und warum sie noch heute eine besondere Faszination auf uns ausรผben.

Die Anfรคnge im 19. Jahrhundert

Der Ursprung des Schrebergartens liegt im 19. Jahrhundert. Damals zogen immer mehr Menschen vom Land in die schnell wachsenden Stรคdte, um dort in den Fabriken zu arbeiten. Die Wohnverhรคltnisse in den Arbeitervierteln waren oft beengt und ungesund. Eigene Gรคrten konnten sich zu dieser Zeit nur die Reichsten leisten. Schon 1814 wurden in Schleswig-Holstein sogenannte Armengรคrten an arme Stadtbewohner:innen vermietet, durch welche sie ihr Einkommen und ihre Ernรคhrung verbessern konnten. Weitere Armengรคrten entstanden unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main und Dresden. Vielerorts wurde die Entstehung von Kleingรคrten jedoch durch die hohen Bodenpreise ausgebremst.

Der Schrebergarten dagegen hatte anfangs nichts mit einer Kleingartenanlage gemein. Der Name stammt von dem Arzt und Pรคdagogen Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808 โ€“ 1861). Er fรผhrte die gesundheitlichen Probleme von Kindern auf Bewegungsmangel zurรผck und plante Spiel- und Tummelplรคtze. Diese sollten Kindern und Jugendlichen einen Ort zum Spielen unter freiem Himmel und Eltern einen Ort bieten, an welchem sie sich รผber erzieherische Methoden informieren konnten.

Der erste Schreberverein wurde 1864 vom Leipziger Schuldirektor Ernst Innocenz Hausschild eingerichtet, der dafรผr eine groรŸe Wiese pachtete und sie Schreberplatz nannte. Der Anbau von Obst und Gemรผse begann erst spรคter in Form von Kinderbeeten am Rande der Spielplatz-Wiese, aus denen schlieรŸlich Familienbeete und 1870 einzelne Parzellen wurden. Diesem ersten Schreberverein folgten weitere in Leipzig und schlieรŸlich auch anderen Teilen Deutschlands. Noch heute beherbergt das Vereinshaus des ersten Schrebervereins in Leipzig das deutsche Kleingรคrtnermuseum.

Die frรผhen Schrebergรคrten bestanden meist aus locker angeordneten Parzellen, die von Hecken oder Zรคunen umgeben waren. Gepflanzt wurde hauptsรคchlich Gemรผse und Obst zur Selbstversorgung. Aber auch Zierpflanzen wurden angebaut. Lauben oder Gartenhรคuschen suchte man auf den Parzellen zunรคchst vergeblich.

Modernes Gartenhaus Olivia Alu ย Grillpavillon Albatros XL 15 mยฒ 21mm 3x5

Erholung und Selbstversorgung

In den folgenden Jahrzehnten nahm die Bedeutung des Kleingartenwesens stetig zu. Immer mehr Menschen zog es in die Ballungszentren und die Schrebergรคrten boten den Arbeiter:innen und ihren Familien ein Refugium, in welchem sie sich vom hektischen GroรŸstadtleben zurรผckziehen konnten. Zugleich lieferten die Parzellen einen wichtigen Beitrag zur Selbstversorgung mit Obst und Gemรผse in Zeiten der Industrialisierung.

In Leipzig, der Geburtsstadt der Schrebergรคrten, gab es um die Jahrhundertwende bereits รผber 5000 Kleingรคrten. Auch in anderen GroรŸstรคdten wie Berlin, Hamburg oder Mรผnchen boomte die Kleingartenkultur. Die Menschen schรคtzten die Mรถglichkeit, dem hektischen GroรŸstadtleben fรผr einige Stunden zu entfliehen und im eigenen Garten die Natur zu genieรŸen.

Der Kleingarten wรคhrend der Weltkriege

Wรคhrend der beiden Weltkriegen gewannen die Schrebergรคrten enorm an Bedeutung. Da Lebensmittel knapp waren, wurden die Parzellen intensiv zur Selbstversorgung genutzt. Ein Kleingarten konnte eine Familie vor dem Hungertod bewahren.

In der Zwischenkriegszeit flaute die Nutzung kurzzeitig ab. Doch bereits gegen Ende der 1920er-Jahre stieg die Nachfrage nach Kleingรคrten wieder an, als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte. Zu dieser Zeit erfolgte zudem eine Vereinigung der unterschiedlichen Kleingartenbewegungen zum Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands. In der Zeit des Nationalsozialismus dienten Kleingรคrten zudem als Versteck. Einige von den Nazis Verfolgte wie die Berliner Jรผdin Ruth Winkelmann รผberlebten hier den Holocaust.

Wechselhafte Beliebtheit in der Nachkriegszeit

Einen regelrechten Boom erlebten die Schrebergรคrten nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Menschen hatten ihre Wohnungen verloren und lebten in Notunterkรผnften. Die Kleingรคrten ermรถglichten einerseits, Gemรผse anzubauen und so die karge Rationierung zu umgehen. Andererseits nutzten einige Bewohner:innen zerstรถrter Hรคuser ihre Kleingรคrten zum Wohnen. Genehmigungen hatten sie hierfรผr zwar nicht, doch aufgrund des Wohnungsmangels drรผckten die Behรถrden oft beide Augen zu und rรคumten manchen Menschen sogar ein lebenslanges Wohnrecht in ihren Gartenhรคuschen ein.

Mit der Teilung in BRD und DDR teilte sich die Kleingartenbewegung erneut in eine staatliche Form in der DDR und einen privaten Verein in der BRD auf. In der DDR mussten Kleingรคrtner:innen ihre Ernteerzeugnisse teilweise zu Ankaufstellen bringen, um die Lebensmittelversorgung der Gesamtbevรถlkerung zu sichern, wรคhrend im Westen mit dem deutschen Wirtschaftswunder die Bedeutung der Selbstversorgung abnahm und der Ziergarten an Beliebtheit gewann. Mit der Wiedervereinigung entstand schlieรŸlich der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG), der bis heute die Interessen deutscher Kleingรคrtner:innen vertritt.

Da sich viele junge Menschen nicht fรผr den Anbau von Zierpflanzen interessierten, wurde manche Kleingartenanlage zum reinen Rentner:innenverein, in dem SpieรŸigkeit und Missgunst herrschten. Immer weniger Menschen interessierten sich fรผr das Kleingartenwesen und viele Kleingรคrten verschwanden, zumal der Platz in den Stรคdten durch den zunehmenden Wohnungsbau immer knapper wurde.

ย  ย Blockhaus mit einem Schlafzimmer Schweden G 4 x 8 m 70 mm

 

Der Kleingarten heute

Die Schrebergรคrten sind zu einer eigenen Kultur geworden; mit ihren typischen Lauben, gepflegten Beeten und geselligem Vereinsleben. Manche sehen sie gar als Spiegelbild des deutschen Kleingeistes. Doch sie sind viel mehr: Rรผckzugsorte vom hektischen Alltag und grรผne Oasen in der Stadt. Auch junge Menschen entdecken den Kleingรคrtnerverein wieder als ein Stรผck Unabhรคngigkeit und Lebensfreude. Da in den meisten Stรคdten die Nachfrage das Angebot รผbersteigt, mรผssen Interessierte teilweise jahrelang warten, bis Ihnen Ihre Gรคrten zugeteilt werden.

Gรคngige Alternativen zu eigenen Gรคrten sind heute Balkone mit Hochbeeten und das sogenannte Urban Gardening in stรคdtischen Gemeinschaftsgรคrten. Hier tun sich Anwohner:innen zusammen, um gemeinsam kleine Biotope mitten in der Stadt zu erschaffen, die sowohl der Selbstversorgung als auch der tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt dienen.